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Donnerstag, 13. Januar 2011

Bekämpfung von Bluthochdruck

von Roman Stadtmüller

Über 50% aller Diabetiker leiden an Bluthochdruck (Hypertonie). Diese Begleiterscheinung des Diabetes bedroht vor allem die geschädigten Nieren, aber auch die Entstehung von Schlaganfall, von Herzinfarkt und arteriellen Verschlusskrankheiten, besonders in den Beinarterien, die sich an verengten Stellen durch Blutgerinnsel verschließen können.

Das Filtersystem der Nieren wird durch das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie sehr stark vom Bluthochdruck bestimmt. Deshalb muss der Hochdruck so früh wie möglich behandelt werden. Im Laufe der Zeit wurde der Blutdruck neu definiert. So sieht man heute als optimal an für den systolischen Druck (das ist der erste Wert) bis maximal 120 mm Hg und für den diastolischen Druck (zweiter Wert) maximal 80 mm Hg. Alle Werte, die darüber liegen, erfüllen schon den Tatbestand einer Hypertonie.

Die angestrebten Normalwerte kann auch ein Altersdiabetiker erreichen, wenn er sich darum bemüht. Die früher übliche „Über den Daumen-Peilmethode“ von 100 plus Alter ist längst überholt und selbst ein von den Ärzten als leichte Hypertonie eingeordneter Hochdruck kann für den Diabetiker bereits dramatisch verlaufen. Denn sind die Nieren geschädigt, sollte der Druck real unter den Werten 120/80 mm Hg liegen. Das gilt insbesondere für jüngere Diabetiker, die ihr Leben noch vor sich haben. Wenn sich bei älteren Menschen schon vor einer Stoffwechselentgleisung ein Bluthochdruck dazu Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen eingestellt haben, ist das immer ein Zeichen dafür, dass es früher oder später zum Diabetes II kommt, wenn nicht diesem Frühstadium mit Diät, Gewichtsabnahme und sportlichen Aktivitäten begegnet wird, um einem Anstieg der Blutzuckerwerte und der Arteriosklerose zuvor zu kommen.

Vielen Betroffenen ist nicht so recht klar, was die beiden Blutdruckwerte eigentlich bedeuten. Es ist aber wichtig, darüber Bescheid zu wissen, damit man sich daran ausrichten und dementsprechend handeln kann. Der systolische Wert lässt Rückschlüsse auf die Pumpleistung des Herzens zu. Ein hoher systolischer Druck liefert also ein Bild vom Zustand des Herzmuskels und der Herzklappen. Am diastolischen Wert hingegen kann man den Widerstand in den Blutgefäßen ablesen. Sind also die Arterien durch Ablagerungen oder durch andere Einflüsse wie z.B. durch Rauchen verengt, wird bei der Blutdruckmessung der zweite Wert hoch ausfallen. Liegt dieser Wert im normalen Bereich oder sogar darunter, kann er auch zur Beruhigung beitragen, denn die Gefahr eines Herzinfarktes, eines Schlaganfalls oder eines Verschlusses der Beinarterien ist zwar nicht gebannt, doch wenigstens minimiert.

Damit soll darauf hingewiesen werden, dass es besonders für den Diabetiker jeden Alters angebracht ist, beiden Blutdruckwerten die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken und nicht nur den ersten Wert als den wichtigeren anzusehen. Das ist insofern von Bedeutung, als jeder Diabetiker seine Blutdruckmessung selbst zu Hause durchzuführen muss.

Für den Altersdiabetiker ist die Ursache für Bluthochdruck fast immer eine Folge der Zuckerkrankheit, die sich vor allem in einer Schädigung der Nieren bemerkbar macht. Doch sollte man nicht vergessen, dass es auch noch andere Ursachen gibt, wie z.B. Stress. Es ist schon für jeden Nichtdiabetiker, der noch im Beruf ist und ständig „unter Dampf“ steht, dazu vielleicht noch unter Bewegungsmangel und Übergewicht leidet, eine große Gefahr, einen hohen Blutdruck zu bekommen und dadurch bedingt einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Ein Altersdiabetiker wird seinen Blutdruck nur in den Griff bekommen können, wenn er auch Stress-Situationen meidet bzw. abbaut. Die Behandlung von hohem Blutdruck beruht weitgehend auf einer Selbstbehandlung. Sie kann nur gelingen, wenn folgende Maßnahmen ergriffen werden:


  • Abbau von Übergewicht
  • Regelmäßige Bewegung
  • Maßnahmen zum Entspannen
  • Aufgabe des Rauchens und
  • Weitgehende Reduzierung des Alkoholkonsums sowie
  • Reduzierung des Kochsalzkonsums und
  • Auflösung von Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme)

Dem Abbau von Übergewicht ist wegen seiner großen Bedeutung für den Diabetiker ein extra Kapitel gewidmet. Zur regelmäßigen Bewegung durch sportliche Aktivität ist zu sagen, dass vor allem Ausdauersportarten geeignet sind. Das kann Jogging, Walking, Schwimmen oder Radfahren sein. Ein Training im Freien kann jedoch nicht immer durchgeführt werden. Wie man sich am besten entspannt, weiß jeder. Die Palette der Entspannungsmöglichkeiten ist groß. Sie reicht vom Mittagsschlaf über Musikhören, lesen und spazieren gehen bis hin zum Autogenen Training und Yoga-Übungen.

 Wie man das Rauchen aufgibt, weiß eigentlich auch jeder, nur das auch durchzuführen, fällt vielen sehr schwer. Eines ist sicher: Das Rauchen kann man nicht nach und nach aufgeben, sondern nur in einem Schritt von heute auf morgen, ganz nach dem Motto: „ Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“

Hilfsmittel wie Raucherentwöhnungs-Kaugummi, natürlich zuckerfrei, oder Nikotin-Pflaster sind erlaubt. Viele ehemalige Raucher mussten schon zugeben, wie leicht es sein kann, das Rauchen aufzugeben, wenn man vom Arzt gesagt bekommt, dass man beim Weiterrauchen bestimmt bald dem Herzinfarkt (oder einem Lungenkrebs) näher kommt.

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Alkoholkonsum. Das Glas Rotwein am Abend, das dazu noch wegen seines hohen Flavonoid-Gehaltes gesundheitsfördernd sein kann, ist natürlich dann fehl am Platze, wenn nicht nur die Nieren sondern auch die Leber des Diabetikers durch jahrelanges regelmäßiges Trinken geschädigt sind. Viele entwickeln mit der Zeit eine sogenannte Fettleber, die zwar noch durch eine entsprechende Ernährungsumstellung bzw. Diät und Alkoholentzug gut behandelbar ist, die sich aber beim Weitertrinkern leicht zu einer lebensbedrohenden Leberzirrhose entwickeln kann. In solchen Fällen ist Alkohol absolut tabu.

Eine sehr wichtige Maßnahme zur Bekämpfung des Bluthochdrucks von Diabetikern ist der Verzicht beziehungsweise die Einschränkung des Kochsalzverbrauches. Mit dieser Maßnahme müssen wir uns näher beschäftigen.

Tatsächlich kann bereits die Einschränkung der täglichen Kochsalzmenge zur Senkung des Bluthochdrucks führen. Außerdem ist weniger Kochsalz (Natriumchlorid) im Körper eine Wohltat für die Nieren und das Herz. Besonders für den Diabetiker vom Typ II im höheren Alter ist diese Maßnahme oft lebensnotwendig, denn im Laufe der Jahre hat sich der Natriumchlorid-Spiegel im Körper so erhöht, dass ein ständiger Überschuss an Chlor und Natrium vorhanden ist.

Mit einer normalen Ernährung führen wir dem Körper täglich etwa zwischen 10 und 20 Gramm Kochsalz zu. Das ist viel zu viel, denn es sollten eigentlich nur 4 bis 6 Gramm (= etwa 1 Teelöffel) sein. Es ist hinreichend bekannt, dass Kochsalz wasseranziehend ist, deshalb verklumpen nicht dicht verschlossene Salzstreuer so oft. Was außerhalb des Körpers als bekannt gilt, trifft natürlich auch für innerhalb zu. Das heißt: Ein hoher Natriumchloridspiegel zieht Wasser an. Dabei spielt auch das vorhandene Übergewicht eine große Rolle.


Jeder Mensch besitzt von Geburt an etwa drei Millionen Fettzellen, die sich nach und nach individuell vermehren. Je mehr neue Fettzellen gebildet werden, desto mehr Zwischenräume bilden sich zwischen den Zellen. Das an die positiv geladenen Natrium-Ionen gebundene Wasser kann sich dann in den Zwischenräumen der Fettzellen ablagern. Das kann so weit gehen, dass sich sichtbare Wasseransammlungen, die so genannten Ödeme, bilden. Meist sind zuerst die Beine betroffen, dann kommen andere Zwischenräume dran z.B. in der Bauchhöhle oder in den Lungen.

Unter dicken, durch Wassereinlagerung aufgeschwemmten Beinen, leiden vor allem die Frauen, besonders in den Wechseljahren. All diese Ödeme erhöhen den Blutdruck. Das kann auch bei dem weitgehend gesunden Menschen passieren. Doch hoher Blutdruck schädigt beim Diabetiker auch die kleinen Blutgefäße in den Nierenkörperchen, so dass große Mengen von Bluteiweiß in den Harn übertreten können. Man spricht dann von einer Eiweiß-Niere oder von einem nephrotischen Syndrom. Die sich bildenden Wasseransammlungen treten dann vor allem im Bereich der Augenlider und in den Beinen auf.

Wenn nicht behandelt wird, kann sich daraus mit der Zeit ein nephrotisches Syndrom entwickeln, was schließlich zum völligen Versagen der Nieren führt. Es kann aber auch sein, dass das Herz des Diabetikers in Mitleidenschaft gezogen ist und die Pumpleistung des Herzmuskels so nachgelassen hat, dass sich das Blut in der Lungenvene staut. Dadurch entsteht ein hoher Druck in den Venen und Blutflüssigkeit wird über die Gefäßwände in die Lungenbläschen gedrückt. Das entstandene Lungenödem kann zur tödlichen Gefahr werden, weil es meist viel zu spät erkannt wird. Oft kann nur der Notarzt noch das Leben retten.

Zur Bekämpfung von Bluthochdruck werden von Mediziner-Seite besondere Medikamente zur Entwässerung des Gewebes eingesetzt. Sie sind unter dem Namen Diuretika bekannt. Diuretika bewirken, dass Wasser aus dem Körper geschwemmt wird und sich dadurch die Blutmenge verringert, so dass das Herz gegen einen geringeren Widerstand pumpen muss. Dadurch sinkt der Blutdruck.

Wie bei allen wirksamen Medikamenten haben auch Diuretika Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten. Wenn die Nieren in Mitleidenschaft gezogen sind oder die Leber geschädigt ist, ist die Wahl des richtigen Medikamentenwirkstoffes stark eingeschränkt. Außerdem können die Mittel bei älteren Diabetikern zu einem Verlust an Salzen, insbesondere Kalium führen.

 Solche und andere unerwünschten Folgen haben natürliche Entwässerungsmittel zur Senkung des Blutdruckes nicht. Sie sind zwar meist nicht so stark in ihrer entwässernden Wirkung wie die Diuretika, doch in aller Regel reichen sie völlig aus, um Ödeme zu bekämpfen. Dabei geht man so vor, dass man entweder ganz auf Kochsalz in der Nahrung verzichtet oder auf ein natriumfreies Diätsalz umsteigt. Ehrlicherweise wird man zugestehen müssen, wie schwierig es ist, völlig auf Kochsalz zu verzichten. Selbst der Umstieg auf mehr Zugaben von Kräutern und Gewürzen zu den selbst gekochten Gerichten kann die Geschmacklosigkeit Wirkung von Kochsalz nicht ersetzen. Deshalb kann man auf Diätsalz zurückgreifen, das es in natriumfreier und in natriumreduzierter Form gibt.

Die tägliche Salzzufuhr kommt jedoch nicht nur aus dem häuslichen Kochtopf, sondern vor allem auch aus fertigen Lebensmitteln wie Käse, Wurst, Brot usw. Man muss dann entweder auf solche Nahrungsmittel verzichten oder auf salzfreie umsteigen. Heute findet man in Reformhäusern sehr viele salz- bzw. natriumchloridfreie Lebensmittel. Sie sind zwar meistens teurer als die normalen, aber sie lohnen sich dennoch zum Wohle der Gesundheit. Schon kurze Zeit nach dieser Umstellung, etwa 1-2 Tage danach, wird man bei der täglichen Blutdruckmessung ein Absinken der Blutdruckwerte feststellen können.

Allerdings reicht die Umstellung auf salzlos oder salzminimiert oft nicht aus. Zur Entwässerung des Körpers haben sich beispielsweise folgende pflanzliche Mittel bewährt:


  • Spargelwurzel
  • Petersilie
  • Brennnessel usw.

Darüber hinaus bekommt man aus der Apotheke einige gut wirksame und verträgliche Präparate zur natürlichen Entwässerung. Auch die Spargelwurzel, oft kombiniert mit Petersilienkraut, gibt es als Fertigpräparat. Die Entwässerung mit diesen Mitteln bringt auch eine Gewichtsabnahme mit sich. Der Blutdruck kann um durchschnittlich 10 mm Hg (oder mehr) gesenkt werden. Da diese Präparate einen hohen Gehalt an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen haben, weisen sie keine unerwünschten Auswirkungen auf den Stoffwechsel, den Elektrolythaushalt, die Nierenfunktion und die Potenz auf. Sie können deshalb über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Kalium-Zufuhr

Das Kalium ist eine Art Gegenspieler von Natrium. Es ist zusammen mit dem Natrium für den Wasserhaushalt im Körper zuständig. Beide Elektrolyte müssen deshalb in einem richtigen Mengen-Verhältnis zueinander stehen. Dieses Verhältnis kann durch einen ärztlichen Bluttest im Labor ermittelt werden. Bei den meisten Diabetikern wird ein Mangel an Kalium-Ionen festgestellt. Das kann alle mögliche Ursachen haben, wie z.B. starkes Schwitzen, Erbrechen und Durchfall, erhöhte Wasserausscheidung wegen Stoffwechselentgleisung und durch Diuretika, Einnahme von Abführmitteln und nicht zuletzt können zahlreiche Medikamente, wie etwa Digitalis und Kortison, für einen Kalium-Mangel verantwortlich sein.

Bei einem ausgeprägten Überschuss an Natrium bzw. einer Unterdosierung von Kalium bietet sich die Einnahme von Kaliumtabletten (Kaliumchlorid) an, meist in einer Dosierung von 600 mg pro Tablette oder Kapsel. Man lässt sich das Kalium entweder vom Arzt als Medikament verschreiben oder besorgt sie sich als Nahrungsergänzungsmittel (meist in Hefeextrakt). In vielen Fällen kann man so völlig auf Blutdrucksenkende und entwässernde Medikamente mit ihren Nebenwirkungen verzichten. Voraussetzung hierzu ist aber, dass vor der Einnahme von Kalium der Arzt anhand einer Blutuntersuchung das Verhältnis Natrium zu Kalium überprüft und aufgrund der Ergebnisse nichts gegen die Einnahme von Kalium einzuwenden hat.

Im übrigen kann die Einnahme von Kaliumchlorid noch einen weiteren, nicht minder wichtigen Grund haben. Bei einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Natrium und Kalium im Körper kommt es nicht zu Elektrolytstörungen und viel weniger zu Herzrhythmusstörungen bzw. zu einer erhöhten Herzfrequenz (Tachykardie). Von einem Diabetiker wissen wir, dass er mit der Einnahme von Kalium sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Er hat die tägliche Einnahmedosis nach der jeweils abends durchgeführten Messung der Herzfrequenz angepasst. Dabei bekam er so viel Übung, dass er die Herzfrequenz über die Pulsmessung auf den optimalen Wert von 70 Schlägen pro Minute einstellen konnte.

Anmerkung:
Die Dosierung von Kalium muss sehr sorgfältig durchgeführt werden. Die Herzfrequenz darf nicht unter 60 Schläge/min. abfallen!



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